Smarthome Matter Blogbeitrag

Was bringt der Smart Home-Standard Matter?

Smart Home-Produkte gibt es viele. Leider lassen sich nicht alle kombinieren. Wer z. B. eine smarte Lampe von Hersteller A kauft, kann sie unter Umständen nicht mit dem Kontrollzentrum von Hersteller B steuern. Es fehlt die gemeinsame Schnittstelle.

Hier will Matter Abhilfe schaffen. Der Standard fungiert als Sprache, in der alle Smart Home-Geräte kommunizieren können. So weit die Theorie. Doch wie sehr konnte sich Matter inzwischen etablieren? Bringt die Technologie nur Vorteile oder hat sie auch Schwächen – und welche Geräte unterstützen Matter? Wir zeigen es Dir in unserer Übersicht.

Matter Smart Home – ein kurzer Rückblick

Die Geschichte von Matter begann mit der Initiative Connected Home over IP (kurz: CHIP). Diese wurde 2019 ins Leben gerufen. Ihr Ziel: ein einheitlicher Standard für Smart Home Geräte. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten unter anderem Google, Amazon, Apple und Comcast.

2021 wurde das Projekt in Matter umbenannt. Eine erste Version erschien dann im Oktober 2022. Diese unterstützte unter anderem smarte Lampen, Steckdosen, Sensoren, Schlösser und Media-Player

Ende 2023 folgten weitere Geräte: darunter Kühlschränke, Waschmaschinen, Geschirrspüler, Saugroboter, Klimaanlagen und Rauchmelder. In nahezu jeder Produktklasse gibt es mittlerweile Geräte, die Matter unterstützen.

Matter Smart Home – Vorteile

Eine App für alle Geräte

Bisher konnten Smart Home-Geräte nur in einem Ökosystem verwendet werden. Wer z. B. seine smarte Lampe mit Amazon Alexa eingerichtet hat, war auf diese App beschränkt. Doch die Vorlieben unterscheiden sich von Person zu Person. Manch einer nutzt vielleicht lieber SmartThings oder den Google Home Assistant, will aber auf dieselben Geräte im Haushalt zugreifen.

Für diesen Fall bietet Matter eine Lösung. Solange ein Gerät Matter-fähig ist, lässt es sich mit mehreren Apps simultan nutzen. Lediglich ein Zwischenschritt ist nötig: Das Gerät muss gekoppelt werden. Wurde es z. B. mit Amazon Alexa eingerichtet, erzeugt die App einen Code. Diesen Code geben Nutzer anschließend in der anderen App ein.

Aktuell unterstützen nur die wichtigsten Smart Home-Systemen von Apple, Amazon, Google und Samsung den Multi-Admin Modus. Bis alle Hersteller ihre Apps umstellen, kann es noch eine Weile dauern.

Lokale Steuerung von Smarthome Produkten Symbolbild

Lokale Steuerung

Smarte Geräte wie Lampen, Thermostate oder Kameras lassen sich ganz einfach per Smartphone steuern. Doch bei den blitzschnellen Reaktionszeiten vergessen viele Nutzer: Der Übertragungsweg ist lang.

Wer z. B. eine Heizung per App steuert, schickt Befehle nicht ans Gerät. Stattdessen führt der Weg über einen oder mehrere Online-Server. Dort werden die Befehle verarbeitet und zum Endgerät weitergeleitet. Wenn Du Sprach-Assistenten wie Alexa oder Siri nutzt, ist noch ein weiterer Schritt nötig. Dein Befehl muss erst in die System-Cloud und dann zur Cloud des Geräteanbieters geschickt werden.

Eine solche Übertragung birgt Risiken. Wenn gesendete Daten nicht ausreichend verschlüsselt sind, könnten sie abgegriffen werden. Außerdem stellt sich die Frage: Was passiert mit Deinen Eingaben auf dem Server? Werden sie sofort gelöscht oder verbleiben sie dort und können von Dritten gelesen werden? Vor allem Server in den USA bergen Probleme, was den Datenschutz angeht.

Matter schreibt dagegen vor: Die Übertragung von der App/Steuerzentrale zum Gerät muss im lokalen Netzwerk erfolgen – also ohne Umweg über einen Web-Server. So soll der Datenverkehr sicherer werden.

Natürlich kannst Du Deine Smart Home-Geräte trotzdem noch von unterwegs bedienen. In diesem Fall ist die Übertragung zur Cloud notwendig und erlaubt. Auch Spracheingaben per Alexa oder Google Assistent müssen aktuell noch an Online-Server geschickt werden – wenngleich es Bestrebungen gibt, sie lokal auf dem Gerät zu verarbeiten.

Sicherheits-Standards

Smart Home-Geräte bieten viel Komfort. Doch leider kann ein Missbrauch durch Dritte nicht immer ausgeschlossen werden. Ist das Produkt schlecht gesichert, könnten Hacker sich Zugriff verschaffen und das Gerät übernehmen.

Matter schafft hier Abhilfe. Der Standard beruht auf zwei Säulen: Authentifizierung und Verschlüsselung.

Jedes Matter-Gerät besitzt ein Zertifikat (DAC), das seine Echtheit sicherstellt. Erst, wenn sie geprüft wurde, kann das Gerät dem Netzwerk beitreten und mit anderen Geräten kommunizieren. Das Zertifikat basiert auf der Block Chain-Technologie, die als äußerst fälschungssicher geht. Manipulierte Geräte in ein Netzwerk einzuschleusen, ist so gut wie unmöglich. Auch Schadsoftware würde sofort erkannt und blockiert.

Die Kommunikation findet verschlüsselt statt. Das heißt: Daten, die von einem Gerät ans andere gesendet werden, lassen sich nur mit einem entsprechenden Key entziffern. Alle anderen sehen Buchstaben-Salat. Dies macht es Hackern unmöglich, den Datenverkehr auszuspionieren. Für zusätzliche Sicherheit werden die Schlüssel nicht Online, sondern auf den Geräten selbst gespeichert.

Einfache Einrichtung

Jedes Gerät, das für Matter zertifiziert ist, besitzt einen Einrichtungscode. Dieser kann in mehreren Formen vorliegen: z. B. auf dem Gerät selbst oder als QR-Code. Der Code dient dazu, bei der Installation eine verschlüsselte Verbindung herzustellen.

Nutzer haben es einfach. Sie scannen z. B. den QR-Code mit ihrer Google Home-App. Schon wird das Gerät verbunden. Es lässt sich einem Raum hinzufügen und ganz nach Wunsch umbenennen. Außerdem erhält das Gerät – falls nötig – automatisch das Passwort vom WLAN-Router. Bisher war dies nur im selben Ökosystem (Apple, Amazon, Google etc.) möglich.

Manche Geräte bieten sogar noch mehr Komfort. Sie werden automatisch erkannt, sobald sie zuhause an den Strom angeschlossen werden. Amazon bietet diese Option unter dem Namen „Frustration Free Setup“. Beachte jedoch, dass es sich nicht um ein Feature von Matter, sondern eine Zusatzleistung handelt. Die Einrichtung per Code bleibt weiterhin Standard.

Funk-Protokoll Thread

Im Smart Home kommen vor allem zwei Funkprotokolle zum Einsatz: LAN (kabelgebunden) und WLAN (kabellos).

Die Entwickler von Matter haben darüber hinaus ein eigenes Protokoll entwickelt. Dieses nennt sich „Thread“ und verspricht folgende Vorteile:

Geringer Energieverbrauch

Daten per Thread zu senden und zu empfangen, ist äußerst sparsam. Davon profitieren vor allem Nutzer, die batteriebetriebene Geräte verwenden: z. B. Türkontakte, Bewegungsmelder oder Thermostate. Sie müssen die Batterien seltener austauschen.

Mesh-Technologie

Smart Home-Geräte müssen oft über große Entfernungen kommunizieren. Nicht immer reicht die Signalstärke aus, sodass es zu Funklöchern kommen kann. Thread schafft Abhilfe. Lampen und Stecker, die am Stromnetz hängen, dienen als Repeater. So wird die Stabilität des Netzwerks verbessert. Fallen einzelne Geräte aus, übernehmen andere ihre Funktion. Matter spricht hier von einer „Selbstheilung“ des Netzes.

Border Router

Zu guter Letzt verwendet Thread einen Border Router. Dieser sorgt dafür, dass Geräte per Smartphone gesteuert und konfiguriert werden können. Stell ihn Dir am besten als zentrale Schnittstelle vor. Der Vorteil: Anders als herkömmliche Funk-Bridges lassen sich Border Router in andere Geräte integrieren – darunter:

  • Amazon Echo (4. Generation)
  • Apple HomePod (2. Generation), HomePod mini, Apple TV 4K (3. Generation)
  • Eero Pro, Eero 6, Eero 6 Pro
  • Google Nest Hub (2. Generation), Nest Hub Max, Nest WiFi

Die Zahl der Geräte dürfte in Zukunft noch weiter steigen. Damit müssen Nutzer keinen separaten Border Router anschaffen. Sie sparen Platz und Geld.

Matter Casting

Seit kurzem lässt sich Matter verwenden, um Inhalte vom Smartphone auf den Fernseher zu streamen. Damit macht der Standard Apples AirPlay 2 und Googles Chromecast Konkurrenz.

Matter Casting blieb lange ungenutzt. Doch nun möchte Amazon den Standard für Prime-User verfügbar machen. Als Endgerät kommt der Smart-TV Amazon Echo Show 15 infrage. Fire-TV-Geräte sollen schon bald folgen. Dann lassen sich Inhalte nicht nur von Amazon Prime, sondern auch von anderen Streaming-Diensten wie Sling TV, Starz und Pluto übertragen.

Matter Smart Home – Einschränkungen und Nachteile

Matter bietet zweifellos viele Vorteile. Perfekt ist der neue Standard jedoch nicht, wie die folgenden Einschränkungen zeigen.

Kein Smart Home-System

Die Entwickler betonen es selbst auf ihrer Website: Matter ist kein Smart Home-System – und daher auch kein Ersatz für Alexa, SmartThings, Google Home und Co.

Das heißt, Nutzer benötigen immer noch ein System, um ihre Geräte zu steuern. Matter stellt lediglich den Standard bereit, über den sie miteinander kommunizieren. So können sie Hersteller-übergreifend verwendet werden.

Auch findet der Datenaustausch nicht komplett im Matter-Netzwerk statt. Dies wäre unmöglich, wenn es um automatisierte Prozesse oder den Zugriff aus der Ferne geht.

Wer z. B. seine smarte Kamera oder die Fenster von unterwegs kontrollieren möchte, benötigt weiterhin die App des Herstellers. Eingaben müssen an den Online-Server geschickt und dort verarbeitet werden.  

Probleme mit Thread

Theoretisch baut das Funkprotokoll Thread ein stabiles, selbstheilendes Netzwerk auf. Geräte dienen als Border Router, die das Signal verstärken und für mehr Stabilität sorgen. Leider gibt es aktuell noch Kompatibilitätsprobleme, wenn Geräte unterschiedlicher Hersteller zum Einsatz kommen. Diese werden nicht immer erkannt. Als Folge davon erzeugen die Geräte nicht ein, sondern mehrere Thread-Netzwerke. Sind die einzelnen Border Router zu weit entfernt, können Verbindungsprobleme auftreten.

Eingeschränkte Auswahl an Geräten und Herstellern

Der Standard Matter befindet sich nach wie vor in der Entwicklung. Das heißt: Noch werden nicht alle Gerätetypen unterstützt. Beispiele sind Kameras, Garagentore und Wasserhähne. Dasselbe gilt auch umgekehrt. So unterstützt Matter inzwischen Kühlschränke und Saugroboter. Diese wiederum lassen sich nicht mit jedem Smart Home-System steuern – selbst, wenn es eigentlich Matter-fähig ist.

Ein weiteres Manko: Nicht alle Hersteller haben den Umstieg auf Matter bereits gewagt. Bosch, Siemens und Roborock fehlen noch; Belkin ist sogar komplett abgesprungen. Bis Matter zur „Universalsprache“ für alle Geräte wird, kann es also noch etwas dauern.

Matter auf Smart Home-Geräten nutzen – so funktioniert es

Du möchtest die Vorteile von Matter nutzen? Dann gibt es zwei Möglichkeiten:

Wer sein Smart Home gerade erst einrichtet, kann gezielt Geräte kaufen, die Matter unterstützen. Die Zahl der Hersteller wächst beständig. Ob ein Gerät mit Matter kompatibel ist, verrät das Label auf der Verpackung.

Doch nicht immer ist ein Neukauf nötig. Bestimmte Produkte können per Software-Update auf Matter umgestellt werden. Das trifft z. B. aufs smarte Lichtsystem Philipps Hue oder die Smart Home Hubs von SmartThings zu.

Eine Voraussetzung ist der Datenaustausch per Internet-Protokoll (IP). WLAN fällt ebenso darunter wie die bereits vorgestellte Funk-Technologie Thread. Auch kabelgebundene Geräte wie LAN-Gateways können auf Matter umgerüstet werden.

Nicht unterstützt wird jedoch Bluetooth. Diesen Standard nutzt Matter lediglich für die Einrichtung der Geräte. Daher können Bluetooth-Glühbirnen oder -Schlösser nicht Matter-fähig gemacht werden.

Matter stellt außerdem gewisse Mindestanforderungen an die Hardware. Besitzen Geräte einen zu schwachen Chip, ist das Upgrade auf Matter unmöglich – selbst, wenn die benötigten Funktechnologien vorhanden sind.

Apple, Samsung und Google als Smarthome Hersteller

Hersteller, die Matter unterstützen

Amazon

Amazon gehört zu den größten Unterstützern von Matter. Es ist also kein Wunder, dass der Versandriese bereits 2022 mit der Umsetzung begonnen hat. 17 Versionen des Lautsprechers Echo sind Matter-fähig. Dasselbe gilt für Alexa. Du kannst Deine Matter-Geräte mit Amazons Sprachassistentin einrichten.

Google

Google kündigte bereits 2022 an, alle Smart Home-Geräte mit Matter kompatibel machen zu wollen. Dazu zählen mittlerweile Google Home-Lautsprecher und eine ganze Reihe Google Nest-Produkte: z. B. der Lautsprecher Google Nest Mini, das Kontroll-Display Nest Hub und die Türklingel Google Nest Doorbell.

Apple

Seit dem iOS-Update auf Version 16.1 ist Apples HomeKit Matter-fähig. Das heißt, Du kannst damit alle Geräte steuern, die den Standard unterstützen. Als Steuerzentrale kommen Apple TV (3. Generation), HomePod und HomePod Mini infrage.

Samsung

Einige Samsung SmartHome Hubs haben bereits das Upgrade auf Matter erhalten. Der Funkstandard Thread wird jedoch nur von Smart Home-Hubs der 3. Generation unterstützt. Diese – sowie die SmartThings Station – können als Border Router verwendet werden.

Weitere Matter-fähige Geräte

Auch andere Hersteller sind bereits auf Matter umgestiegen. Zu den Geräten gehören:

  • Jalousien und Rollos (z. B. Coulisse Motionblinds, Eve MotionBlinds)
  • Leuchten (z. B. Lifx Outdoor Path LED Light, Razer Aether Lamp)
  • Funksteckdosen (z. B. Ecoflow Smart Plug, Hama smarte WLAN-Steckdose)
  • Thermostate (Eberle Controls Thermostat UTE 3500 & UTE 3800-U)
  • Glühbirnen (z. B. Cync Full Color A19, Nanoleaf Matter A19)
  • LED-Strips (z. B. Govee Strip Light M1, Lyfx Outdoor Neon Flex)
  • Lichtschalter (z. B. Decora Smart Dimmer Switch Wi-Fi, Orvibo MixDimmer)
  • Tür- und Fenstersensoren (z. B. Aqara Tür-/Fenster-Sensor P2, Eve Door & Window)
  • Türschlösser (Nuki Smart Lock 4. Generation, SwitchBot Smart Lock)